Kartenspiel-Umsetzung des Brettspiels Caylus

Caylus Magna Carta

Foto: www.ystari.com

  • Autor: William Attia
  • Grafik: Arnaud Demaegd
  • Verlag: Ystari Games (HUCH & friends)
  • Erschienen: Nürnberg 2007
  • Anzahl Spieler: 2 - 4
  • Altersgruppe: ab 10 Jahre
  • Spieldauer: 45 bis 75 Minuten
  • Spielregel: CMCG.pdf
 

Spielidee:

1289 möchte König Philipp der Schöne in dem kleinen Örtchen Caylus ein Schloss bauen. Hierfür benötigt er Arbeiter und Handwerker. Entlang der Straße zum Schloss entstehen immer mehr Gebäude, so dass Caylus sich recht schnell zu einer Stadt entwickelt. Die Spieler sollen das Schloss des Königs erbauen und schlüpfen in die Rolle eines Baumeisters. Je mehr am Schloss und in der Stadt gebaut wird, umso erfreuter ist der König. Belohnt werden die Spieler am Ende des Spiels durch sogenannte Prestigepunkte. Wer nach der Fertigstellung des Schlosses die meisten Prestigepunkte besitzt, hat gewonnen.

Spielmaterial:

63 Karten, 16 Arbeiter (4 pro Spieler), 4 Markierungsscheiben (1 pro Spieler), 1 Vogt, ca. 100 Rohstoff-Würfel (Nahrung, Holz, Stein und Gold), 24 Prestigeplättchen, 56 Münzen im Wert von je 1 Denar und ein Regelheft.

Caylus Magna Carta - Spielszene

Foto: www.boardgamegeek.com

Spielvorbereitung:

Je nach Spieleranzahl werden zwei bis vier neutrale Gebäudekarten in die Mitte des Tisches gelegt. Sie stehen symbolisch für den Bauanfang der Straße zum Schloss. Der Vogt wird auf die letzte Gebäudekarte, den „Hausierer“, gesetzt. Die blauen Prestigekarten werden offen ausgelegt. Des Weiteren werden die Karten mit der abgebildeten Brücke und mit dem Schloss über die neutralen Startgebäudekarten ausgelegt. Auf der Brückenkarte wird die Reihenfolge des „Passens“ der Spieler markiert. Und die Schlosskarte erinnert die Spieler an die Abgabe der Rohstoffkombination für einen möglichen Bau am Schloss. Prestigeplättchen werden sortiert und neben der „Schlosskarte“ platziert und symbolisieren den Fortschritt am Bau des Schlosses. Gegen Rohstoffabgabe können die Spieler am Schloss bauen. Hierbei werden zuerst der Bergfried (4 Prestigepunkte), das Mauerwerk (3 Prestigepunkte) und zu guter letzt die Türme (2 Prestigepunkte) gebaut. Die Spieler bekommen 12 Gebäudekarten in ihrer Farbe, mischen diese und ziehen drei Karten von ihrem verdeckten Nachziehstapel. Zu Beginn haben die Spieler die Möglichkeit ihre drei Karten komplett auszutauschen. Auf der Rückseite der Gebäudekarten ist immer ein Wohngebäude abgebildet. Sollten die Spieler ein Wohngebäude errichten, müssen sie eine eigene Gebäudekarte umdrehen, um so das Wohngebäude nutzen zu können. Außerdem erhalten sie ihr Startkapital sowie ein gewisses Rohstoffvorkommen.

Spielbeschreibung:

Caylus Magna Carta - Gebäudekarten

Foto: www.boardgamegeek.com

Die Straße, die vom Schloss wegführt, beginnt immer mit den rosafarbenen Gebäudekarten. Um Punkte zu erlangen, bauen die Spieler ihre eigenen Gebäude (aus den Handkarten) und erweitern dadurch auch die Straße zum Schloss. Dabei werden die Karten so ausgelegt, dass der Verlauf einer Straße sichtbar ist. Ausliegende eigene Gebäude, wie z.B. der Steinbruch, können in Wohnhäuser (grüner Hintergrund) umgebaut werden. Wohnhäuser wiederum können durch Prestigegebäude (blauer Hintergrund) überbaut werden. Die Spieler benötigen zum Bauen Rohstoffe und Geld. Dies erhalten sie als Ertrag der errichteten Gebäude. Um Gebäude zu nutzen, müssen sie Spielfiguren ihrer Farbe, die sogenannten „Arbeiter“, auf den ausliegenden Gebäudekarten platzieren.

Ohne bestimmte Rohstoffe ist es nicht möglich, am Schloss zu bauen und wichtige Prestigepunkte zu erlangen. Caylus Magna Carta ist genau wie das Brettspiel Caylus ein Rundenspiel. Jede Runde besteht aus 6 Phasen.

In der 1. Phase erhalten die Spieler ihr Einkommen in Höhe von 2 Denar. Wohnhäuser oder das Hotel können das Einkommen eines Spielers erhöhen. Die 2. Phase ermöglicht den Spielern mehrere Aktionen. Sie können für 1 Denar eine Karte ihres eigenen Nachziehstapels ziehen und auf die Hand nehmen oder alle eigenen Handkarten austauschen. Außerdem können sie für jeweils 1 Denar ihre Arbeiter auf eigene oder fremde, ausliegende Gebäudekarten platzieren. Sobald sie über ein eigenes Wohngebäude verfügen, kann dieses auch in ein Prestigegebäude umgewandelt werden. Falls sie keine Aktion mehr tätigen möchten, können sie passen. Wer zuerst passt, erhält 1 Denar. Der „Vogt“ kann in Phase 3 gegen Bezahlung bis zu drei Felder vor- oder zurückgezogen werden. Hierbei ist die Reihenfolge des Passens aus der 2. Phase maßgeblich. Was bedeutet der Vogt? In der 4. Phase werden die Gebäude aktiviert. Der Vogt bestimmt quasi das Aktivierungsgebiet, da nur Gebäudekarten, die vor dem Vogt ausliegen, aktiviert werden. Nachfolgende Gebäude werden nicht aktiviert und können nicht genutzt werden. Wie bereits erwähnt, werden in der 4. Phase die einzelnen Gebäudefunktionen aktiviert. Zu diesen Gebäuden gehört z.B. der „Markt“, welcher es erlaubt, einen Rohstoff in 4 Denar zu tauschen. Außerdem gibt es z.B. einen „Bauernhof“, der zweimal den Rohstoff Nahrung einbringt. Durch das Gebäude „Notar“ können die Spieler normale Gebäude in Wohnhäuser umwandeln. Die Spieler können eigene und fremde Gebäude nutzen. Wenn sie jedoch auf einem fremden Gebäude stehen, profitiert hiervon auch der eigentliche Besitzer des Gebäudes. Dessen Erlös ist ebenfalls auf der Gebäudekarte abgebildet. In der 5. Phase können die Spieler am Schloss bauen, um durch entsprechende Rohstoffabgabe wichtige Prestigepunkte zu erhalten. Schließlich wird in der 6. Phase der Vogt versetzt. Er zieht auf den Gebäudekarten zwei Felder weiter (vom Schloss weg). Die Startspielerkarte wird weitergereicht und eine neue Runde beginnt.

Spielverlauf in Kürze:
1. Phase: Einkommen
2. Phase: Aktionen (eine Karte ziehen, alle Handkarten austauschen, Arbeiter auf ein Gebäude stellen, ein eigenes Gebäude errichten, ein Prestigegebäude errichten, Passen)
3. Phase: Die Bewegung des Vogts
4. Phase: Auswirkungen der Gebäude durch Aktivieren
5. Phase: Bau am Schloss
6. Phase: Weiterziehen des Vogts und Ende einer Runde

Spielende:
Wenn in der letzten Phase am Schloss keine Prestigeplättchen mehr ausliegen sollten, endet das Spiel. Nun zählen die Spieler ihre Prestigepunkte, bestehend aus ausliegenden Gebäudekarten und gesammelten Prestigeplättchen, zusammen. Pro Gold gibt es einen Prestigepunkt und 3 beliebige Rohstoffe sowie jeweils 3 Denar bringen ebenfalls 1 Prestigepunkt ein. Wer über die meisten Prestigepunkte verfügt, gewinnt das Spiel.

Unterschiede zum Brettspiel „Caylus“:
Es gibt keinen Spielplan mehr. Der Senneschall, verschiedene Spezialgebäude sowie die Gunst des Königs entfallen komplett. Nach dem Passen eines Spielers bleiben die Preise für das Einsetzen der Arbeiter gleich und erhöhen sich nicht. Den Rohstoff „Tuch“ gibt es nicht mehr und Gold wird nur noch als Rohstoffjoker und für Prestigegebäude eingesetzt. Die Gebäudekarten sind gleichzeitig Wohngebäude und müssen zur Nutzung umgedreht werden.

 

Fazit:

Caylus Magna Carta - Prestigeplättchen

Foto: www.boardgamegeek.com

„Caylus Magna Carta“ ist ein Kartenspiel, das pro Runde aus 6 Phasen besteht. Wie auch beim Brettspiel Caylus, dreht sich alles um den Bau eines Schlosses. Die Spieler schlüpfen jeweils in die Rolle eines Baumeisters und versuchen, mit Hilfe ihrer Arbeiter Gebäude zu errichten, damit sich das Örtchen Caylus zu einer Stadt entwickelt. Die Gebäude werden wie auch beim Brettspiel entlang einer Strasse zum Schloss gebaut. Die Arbeiter beschaffen den Spielern notwendige Rohstoffe, verlangen jedoch auch ihren Lohn. Der große Bruder „Caylus“ erhielt im Jahr 2006 zu recht den „Spiel des Jahres“-Sonderpreis „Komplexes Spiel“.

Durch das Kartenspiel „Caylus Magna Carta“ werden die ursprünglichen Regeln des Brettspiels extrem entschärft, so dass das Spiel nun auch mit einer geringeren Spieldauer auskommt. Die Ärgerkomponente ist durch das Einsetzen des Vogts aber weiterhin gegeben und macht das Spiel besonders interessant. Wie auch bei Caylus herrscht anfangs oft genug Geld- oder Rohstoffmangel. Das Kartenspiel beinhaltet im Gegensatz zum Brettspiel eine gewisse Glückskomponente, die durch das Nachziehen der Gebäudekarten entsteht.

Außerdem finden die wichtigsten Aktionen nur in der 2. Phase statt, so dass die anderen Phasen sehr schnell erledigt sind. Das Kartenspiel hat dennoch die wichtigsten Merkmale und Spielmechanismen des Brettspiels übernommen. Die Grafik der Karten ist sehr ansprechend und dem Brettspiel entnommen. Besonders hervorzuheben sind die zwei verschiedenen Spielvarianten, die eine Standardregel und eine etwas unkompliziertere Einsteigerregel ohne Vogt und Prestigegebäude beinhalten. Die mehr oder weniger komplexen Regeln, je nach Regelvariante, sind sehr gut erklärt. Sogar die Karten werden einzeln beschrieben.

Gestört hat uns allerdings, dass gleich zwei Prestigeplättchen aus dem Spiel kommen, wenn kein Spieler am Schloss baut. Dadurch kann das Spiel sehr schnell enden. Dies machte sich besonders im Spiel zu zweit bemerkbar. Meist kamen wir noch nicht einmal zum Bau eines Prestigegebäudes. Grundsätzlich gilt auch bei diesem Spiel: je mehr Spieler, umso länger dauert das Spiel. Für eine Viererpartie benötigten wir durchaus etwas mehr als eine Stunde.

Das Brettspiel Caylus wurde hier sehr gut in ein Kartenspiel umgesetzt. Herausgekommen ist Caylus Magna Carta, ein taktisches Kartenspiel mit einer geringen Glückskomponente und einer nicht zu unterschätzenden Ärgerkomponente (je nach Regelvariante). Für Vielspieler, die das Brettspiel bereits besitzen, lohnt sich das Kartenspiel meiner Meinung nach jedoch nicht, da es keine neuen, sondern nur weniger Spielelemente als sein Vorgänger enthält. Als Vielspieler würde ich persönlich das Brettspiel dem Kartenspiel vorziehen.

Wer jedoch das Brettspiel nicht kennt und Strategiespiele mag, wird dieses durchaus komplexe und anspruchsvolle Kartenspiel allerdings sehr mögen, da der Spieleinstieg weitaus leichter fällt als beim Brettspiel.

Wir danken dem Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

 

Unsere Spielspaß-Wertung:

nettes, überdurchschnittliches Spiel

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