Auf den Spuren von Howard Carter...

Jenseits von Theben

Foto: www.boardgamegeek.com

  • Autor: Peter Prinz
  • Grafik: Michael Menzel
  • Verlag: Queen Games
  • Erschienen: Nürnberg 2007
  • Anzahl Spieler: 2 - 4
  • Altersgruppe: ab 10 Jahre
  • Spieldauer: 90 Minuten
  • Spielregel: Spielregel_Theben_DE.pdf
 

Spielidee:

In Theben, der alten Hauptstadt Ägyptens, steht die Sonne hoch am Himmel und der Staub der Wüste erschwert die Ausgrabungen. Das Team um den Archäologen ist dennoch guter Dinge. Wochenlang haben Sie sich Fachwissen über unterschiedliche Forschungsgebiete angeeignet und es nun geschafft, endlich die Ausgrabungsstätte in Ägypten zu erreichen. Wie viele wertvolle Artefakte werden Sie hier noch finden können? Die Spieler schlüpfen in diesem Spiel in die Rolle eines Forschers. Ihnen bleibt für Ihre Entdeckungen allerdings nicht viel Zeit. In 2-3 Jahren muss sowohl Fach- als auch Allgemeinwissen erworben werden, Ausgrabungen müssen unternommen und Ausstellungen bestückt werden. Mit dem Chronokel lässt sich die Grabung organisieren, indem man einfach Zeit und Wissen einstellt. Die neuartige Zeitleiste hält dabei die Spielerreihenfolge variabel und zeigt die noch zur Verfügung stehende Zeit an.

Spielmaterial:

1 Spielanleitung incl. Beiblatt, 1 Spielplan, 4 Archäologen, 4 Zeitsteine, 1 Jahresstein, 85 Forscherkarten, 10 Ausstellungskarten, 5 Übersichtskarten, 4 Chronokel, 4 Sätze Grabungserlaubnisse, 155 Grabungsplättchen, 5 Stoffbeutel

Jenseits von Theben - Spielplan

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Spielvorbereitung:

Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Er zeigt eine Europakarte mit den Städten London, Paris, Berlin, Warschau, Moskau, Wien und Rom, sowie den Ausgrabungsstätten in Griechenland, Kreta, Ägypten, Palästina und Mesopotamien. Die Grabungsplättchen kommen in die farblich passenden Stoffbeutel. Für jede Ausgrabungsstätte gibt es einen Beutel. Jeweils ein Grabungsplättchen mit dem Wert 1 kommt auf jede Ausgrabungsstätte.

4 Forscherkarten werden zufällig gezogen und auf die dafür vorbereiteten Felder auf dem Spielplan gelegt. Die übrigen Karten werden gemischt und in drei gleich hohe Stapel aufgeteilt. 5 Ausstellungskarten mit kleinen Ausstellungen kommen in den zweiten Stapel; die 5 Karten mit den großen Ausstellungen in den dritten Stapel. Beim Spiel zu zweit kommen alle Ausstellungskarten in den zweiten Stapel. Der dritte Stapel wird zunächst beiseite gelegt. Er kommt erst später ins Spiel.

Jeder Spieler erhält in einer Farbe seiner Wahl eine Forscherfigur, einen Zeitstein und ein Chronokel (eine Drehscheibe), sowie einen Satz Grabungserlaubnisse (für jede Ausgrabungsstätte eine). Die Forscherfiguren werden nach Warschau gesetzt und die farbigen Zeitsteine kommen auf das Startfeld. Das Spiel geht über eine Spieldauer von 3 Jahren bei 2 Spielern, etwa 2,5 Jahre bei 3 Spielern und nur über 2 Jahre bei 4 Spielern.

Spielbeschreibung:

Jenseits v. Theben - Forscherkarten mit Fachwissen

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Die Spieler reisen mit ihrer Figur durch Europa, um sich das nötige Fach- und Allgemeinwissen für ihre Grabungsexpeditionen anzueignen. Dabei helfen ihnen Assistenten, Fahrzeuge und Schaufeln. Wissen und Ausrüstungen können Sie in den Städten Europas (außer Warschau) erwerben. Bestens ausgerüstet geht es dann in die Ausgrabungsstätten, wo die Spieler nach Artefakten graben, die ihnen am Ende Siegpunkte bringen. Auch die Durchführung von Ausstellungen und das Besuchen von Kongressen bringen am Ende Siegpunkte.

Es beginnt der Spieler, der zufällig oben auf dem Stapel des Startfeldes liegt. Im weiteren Spiel ist immer der Spieler an der Reihe, dessen Zeitstein auf der Zeitleiste am weitesten hinten liegt. Das Besondere an dieser Leiste ist nämlich, dass dort erst am Ende des Spiels die Siegpunkte gezählt werden. Während des Spiels dient sie dazu, den Zeitablauf festzuhalten. Jede Aktion, die ein Spieler durchführt, kostet Zeit; und zwar unterschiedlich viel. Der Spieler zieht seinen Zeitstein immer um die Anzahl der Wochen vor, die er für die aktuell ausgeführte Aktion benötigt hat.

Dabei stehen ihm vier unterschiedliche Aktionen zur Verfügung. Er kann eine Forscherkarte vom Stapel nehmen, die Kartenauslage austauschen, eine Ausgrabung oder eine Ausstellung durchführen. Jede Aktion wird immer in einer bestimmten Stadt bzw. einer Ausgrabungsstätte durchgeführt. Die Fahrt dorthin kostet zusätzlich seine Zeit; pro Schritt von Ort zu Ort vergeht eine Woche Zeit. Hinzu kommt noch die Zeit für die ausgeführte Aktion.

Das Nehmen einer Forscherkarte kostet immer soviel Zeit, wie auf der Karte oben rechts aufgedruckt ist. Nachdem sich der Spieler eine Karte genommen hat, wird der freie Platz sofort mit einer neuen Forscherkarte vom Nachziehstapel aufgefüllt. Wird dabei eine Ausstellungskarte gezogen, wird sie auf eines der dafür vorgesehenen Felder auf dem Spielplan gelegt.

Es gibt unterschiedliche Arten von Forscherkarten: Karten mit Fachwissen für genau ein Ausgrabungsgebiet; Karten mit Allgemeinwissen für alle Gebiete; Karten mit Fachwissen, die nur einmal genutzt werden können; und Spezialkarten mit einem Zeppelin oder einem Auto, die die Fortbewegung auf der Europakarte beschleunigen, oder mit Assistenten und Schaufeln, die den Spielern eine bessere Ausgrabung ermöglichen. Außerdem gibt es die sog. Kongresskarten, die am Ende des Spiels extra Siegpunkte einbringen, je mehr man davon besitzt.

Als Spielzug kann der Spieler auch die Kartenauslage tauschen, wenn ihm diese nicht gefällt. Hierfür zieht er 4 neue Forscherkarten nach und tauscht diese gegen die ausliegenden aus. Falls er dabei Ausstellungskarten ziehen sollte, kommen diese wiederum auf den dafür vorgesehenen Platz auf dem Spielplan. Das Tauschen der Kartenauslage ist nur in Warschau möglich und kostet eine Woche Zeit.

 

Jenseits von Theben - der Chronokel

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Die wohl spannendste Aktion ist die Durchführung einer Ausgrabung. Hierzu muss der Spieler an den gewünschten Ausgrabungsort reisen. Um dort überhaupt ausgraben zu dürfen, muss er eine gültige Ausgrabungserlaubnis besitzen und mindestens über einen Punkt des Fachwissens verfügen, das zum Grabungsgebiet passt. Der Spieler ermittelt dann sein Wissen für den Ausgrabungsort. Dazu addiert er sein Fachwissen, das er durch entsprechende Forscherkarten (Fachbücher, Hinweise aus der Bevölkerung, Assistenten) erworben hat, und sein Allgemeinwissen zusammen. Jedes Symbol auf den passenden Karten bringt einen Wissenspunkt. Den Gesamtwert stellt er nun auf seinem Chronokel ein. Dann kann der Spieler entscheiden, wie lange (wie viele Wochen) er sich dort aufhalten möchte, um zu graben. Die Anzahl der Grabungen zeigt der Chronokel an. Grundsätzlich gilt: je mehr Wissen er besitzt, umso weniger Zeit benötigt er für die gleiche Anzahl an Grabungen. Insgesamt darf eine Ausgrabung aber nicht mehr als 12 Wochen dauern. Sollte der Spieler über Schaufeln verfügen, darf er entsprechend der Anzahl der Schaufeln eine oder zwei Grabungen in der gleichen Zeit mehr ausführen.

Schließlich zieht der Spieler die den Grabungen entsprechende Anzahl an Grabungsplättchen (ohne hineinzusehen) aus dem Stoffbeutel, der farblich zur Ausgrabungsstätte passt. In jedem Stoffbeutel sind zu Beginn des Spiels 14 Fundstücke und 16 Nieten (Schutt) enthalten. Die Chance, ein wertvolles Artefakt zu ziehen, liegt anfangs also bei knapp unter 50%. Artefakte, die der Spieler bei seiner Ausgrabung gezogen hat, darf er behalten; der Schutt kommt wieder zurück in den Beutel. Jedes Artefakt enthält zwischen einem und sieben Siegpunkte oder zusätzliches Fach- bzw. Allgemeinwissen. Nach Abschluss der Ausgrabung dreht der Spieler seine Ausgrabungserlaubnis zu dem aktuellen Gebiet um. In diesem Gebiet darf er im aktuellen Jahr nicht mehr graben, sondern erst dann wieder, wenn er mit seinem Zeitstein über die 52. Woche hinausgezogen ist oder wenn er sich die Forscherkarte mit der Sonder-Grabungserlaubnis besorgt. Wer als erster in einem Gebiet eine Ausgrabung durchführt, erhält als Bonus das zu Beginn des Spiels aussortierte Artefakt mit dem einfachen Siegpunkt.

Als letzte Aktionsmöglichkeit kann der aktive Spieler auch eine Ausstellung durchführen. Hierzu reist er im Laufe des Spiels in eine Stadt, für die auf dem Spiel eine Ausstellungskarte ausliegt. Wenn der Spieler die auf der Karte dargestellte Anzahl an Artefakten besitzt, erhält er die Ausstellungskarte, die ihm am Ende des Spiels die aufgedruckte Anzahl an Siegpunkten bringt. Für eine kleine Ausstellung werden immer drei Artefakte aus zwei unterschiedlichen Grabungsgebieten benötigt; eine große Ausstellung erfordert 6 Artefakte aus drei Gebieten. Kleine Ausstellungen dauern 3 Wochen und bringen 4 Siegpunkte; große Ausstellungen bringen nach 4 Wochen 5 Siegpunkte ein.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn alle Spieler nach zwei bzw. drei Umrundungen der Zeitleiste (2 oder 3 Jahren) wieder genau auf dem Feld mit der Nr. 1 (erste Woche) auskommen. Haben alle Zeitsteine dieses Feld erreicht, ist das Spiel beendet und es kommt zur Wertung.

Jeder Spieler addiert nun seine Siegpunkte, die sich auf den Karten mit den gefundenen Artefakten, den durchgeführten Ausstellungen und den besuchten Kongressen befinden. Außerdem gibt es noch 5 Sonderpunkte für das größte Fachwissen je Grabungsgebiet. Wer danach insgesamt über die meisten Siegpunkte verfügt, hat gewonnen.

 

Fazit:

Jenseits von Theben - Beutel mit Grabungsplättchen

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„Jenseits von Theben“ ist ein rundum gelungenes Spiel, das die Thematik des Erwerbs von Wissen und der Durchführung von Ausgrabungen und Ausstellungen wunderbar umsetzt. Man fühlt sich regelrecht in die Zeit von Heinrich Schliemann und Howard Carter hineinversetzt.

Eine tolle Idee ist auch die Zeitleiste, die die sonst übliche Spielerreihenfolge im Uhrzeigersinn ablöst. Alle Aktionen, die die Spieler ausführen, benötigen eine gewisse Anzahl an Wochen, also Zeit. Hierbei kann es durchaus vorkommen, dass man gleich zweimal hintereinander am Zug ist. Dies bringt ein völlig neues Spielgefühl, passt aber ebenfalls wunderbar ins Thema. Während einige Forscher mit ausgiebigen Ausgrabungen beschäftigt sind, bilden sich andere in der gleichen Zeit in den europäischen Großstädten fort oder besuchen Kongresse.

Als Spieler ist man aufgrund dessen immer bedacht, das Optimum aus der zur Verfügung stehenden Zeit herauszuholen. Ständig steht der Spieler vor der Entscheidung: Soll ich mich noch weiter fortbilden? Oder soll ich mein vorhandenes Wissen jetzt schon für eine Ausgrabung nutzen? Kommt mir ein anderer Forscher in dem Ausgrabungsgebiet vielleicht zuvor? Oder habe ich noch Zeit für den Besuch eines Kongresses?

Zu Beginn eines Spiels werden sich alle Spieler in den Großstädten Europas aufhalten, um sich fortzubilden. Hier hängt der Erfolg des einzelnen immer von den gerade ausliegenden Forscherkarten ab. Ein Austausch lohnt meistens nicht, da er incl. An- und Abreise nach Warschau einfach zu viel Zeit kostet. Sobald der erste Spieler sich zu einer Ausgrabung entschließt, folgen meist die anderen unmittelbar im Anschluss. Denn die Chancen in einem Gebiet verringern sich ziemlich schnell, sobald dort schon jemand erfolgreich gegraben hat.

Das größte Manko des Spiels ist dabei, dass diese Ausgrabungen ziemlich viel Glück erfordern. Es kann ziemlich ärgerlich sein, wenn man sehr viel Zeit in einem Gebiet verbringt und dann nur Nieten zieht, während der nächste Spieler dort bei weniger Zeitaufwand vielleicht mit 2 oder 3 Artefakten nach Hause fährt. Fairerweise muss man erwähnen, dass auch dieses hohe Glücksmoment zum Thema passt, schließlich erforderten auch die echten Ausgrabungen der Archäologen in der damaligen Zeit sehr viel Glück.

„Jenseits von Theben“ ist für mich eines der besten Spiele des Jahrgangs 2007 und steht auch zu Recht auf der Nominierungsliste des Spiels des Jahres. Es spielt sich richtig flüssig und macht auch während des Spiels sehr viel Spaß. Man muss allerdings akzeptieren, dass die Ausgrabungen eine Menge Glück erfordern und dies wesentlichen Einfluss auf den Sieg haben kann. Freunde von reinen Strategiespielen sollten vielleicht besser die Finger von diesem Spiel lassen. Familien und Spieler, die auch gerne ein paar Glückskomponenten zulassen, sollten hier unbedingt zugreifen.

 

Unsere Spielspaß-Wertung:

gutes Spiel

Wir danken dem Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

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